Sonderausstellung 1998

Georg Schweinfurth

Georg Schweinfurth,
nach einer Photographie (Archiv, BGBM).

Als der greise Georg Schweinfurth (1836-1925) im September 1925
starb und im Botanischen Garten Berlin-Dahlem beigesetzt wurde, "folgten
seinem Sarge Botaniker, Geographen, Ethnographen, Anthropologen und
Kolonialpolitiker, und alle konnten sagen. Er war unser."

Dieser Nachruf übertreibt nicht: außerordentliche
Vielseitigkeit war ein Merkmal dieses auch in anderer Hinsicht außergewöhnlichen
Forschers und Gelehrten. Das Spektrum seiner Veröffentlichungen
reicht von einem Verzeichnis äthiopischer Pflanzennamen bis zu
einer Landkarte des südlichen Tunesiens, von Berichten über
prähistorische Funde in Ober-Ägypten bis zur Beschreibung
von Artefakten zentralafrikanischer Völker.

Sein außerordentlicher Fleiß spiegelt sich nicht nur in über
400 Publikationen, sondern auch in sehr umfangreichen Sammlungen, vor
allem an getrockneten Pflanzen, wieder. Dazu tritt eine im späten
19. Jahrhundert noch seltene, konsequente Methodik: sie kommt etwa in
einer akribisch genauen Dokumentation der Funde zum Ausdruck, die sie
gerade dadurch besonders wertvoll macht.

Schweinfurth war sich dieser Zusammenhänge voll bewußt;
aus Sicherheitsgründen hat er seine Bestände an Dutzende
Museen in Europa, Amerika und Afrika verteilt, eine Maßnahme,
die sich - denkt man an die weitgehende Zerstörung des
Botanischen Museums Berlin-Dahlem, seiner letzten Wirkungsstätte
im zweiten Weltkrieg - als sehr klug erwies.

Im Jahre 1836 in die Geborgenheit einer reichen deutsch-russischen
Familie geboren konnte Schweinfurth ein Leben lang seinen Neigungen
und Interessen nachgehen; eine bezahlte Tätigkeit hat er in
seinen neunundachtzig Lebensjahren nie übernommen; er ging auch
keine persönlichen Bindungen ein und starb als Junggeselle.

In den letzten vier Lebensjahrzehnten waren dem Privatgelehrten Räume
im sogenannten Steuerhäuschen auf dem Gelände des königlichen
Botanischen Gartens in Schöneberg, später im königlichen
Botanischen Museum in Dahlem zur Verfügung gestellt worden.

Das dritte, vierte und fünfte Lebensjahrzehnt verbrachte
Schweinfurth überwiegend auf Reisen in Afrika, Europa und im
Nahen Osten. Seine Expeditionen in die Länder am oberen Nil, in
deren Verlauf er unter anderem die ersten gesicherten Nachrichten über
die dort lebenden Pygmäen lieferte, brachten ihm Bekanntheit, ja
Berühmtheit; dazu trug auch sein Reisebericht "Im Herzen von
Afrika", Leipzig, 1874 bei, der mehrere Auflagen und Übersetzungen
erlebte. Wohnung nahm Schweinfurth in dieser Zeit überwiegend in
Kairo.

Ägypten stand auch im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit.
Zwar hatte sich Georg Schweinfurth schon in seiner Dissertation mit
Pflanzen der Nilländer beschäftigt, doch erst nach seiner
Ankunft in Ägypten begann ein Strom von Publikationen über
dieses Land zu erscheinen.

Es konnte nicht ausbleiben, daß sich Georg Schweinfurth auch
mit der Pflanzenwelt des Alten Ägypten zu beschäftigen
begann, lebte er doch in jenem Land, in dem laufend Grabungen
stattfanden, in jenen Jahren, in denen die Grundlagen der Ägyptologie
gelegt wurden. Als frühester Beleg kann "De la flore
pharonique" gelten, in Kairo im Jahre 1881 erschienen.

Georg Schweinfurths herausragendes Verdienst war es, etwas zu
sammeln, zu präparieren und dauerhaft zu konservieren, wofür
sich viele Ausgräber nicht interessierten - für pflanzliches
Material, das oft in reichlicher Menge gefunden wurde.

Die außerordentliche Brüchigkeit vieler pflanzlicher
Reste und die starke Konzentration auf die "Große Kunst"
mögen der Grund für diese weit verbreitete Mißachtung
gewesen sein. So konnte es kommen, daß von zahlreichen Fundorten
pflanzliches Material aus altägyptischer Zeit lediglich in den
von Schweinfurth angelegten Sammlungen vorhanden ist.

Der größte und wertvollste Teil seiner
pflanzlichen Grabbeigaben wird heute im
Botanischen Museum Berlin-Dahlem aufbewahrt; kein anderes Museum in
Europa besitzt eine derart reiche Kollektion und keine andere Sammlung
gibt einen so umfassenden Eindruck von der Flora des Alten Ägypten
von etwa 3000 v. Chr. bis 300 n. Chr.

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